Kauknochen & Co.

Kauknochen oder Kauartikel gibt es in jedem Tierladen zu kaufen. Fast jeder Hundebesitzer füttert sie, um seinen Vierbeiner über kurz oder lang zu beschäftigen.

Die Hunde lieben ihre Kauknochen und können sich stundenlang damit verweilen, während Herrchen oder Frauchen einkaufen gehen oder sich einfach mal ausruhen wollen, ohne den Hund zu bespaßen. Kauknochen sind daher fest in der Fütterung verankert, auch wenn kaum ein Besitzer Überblick darüber hat, wieviele er davon in der Woche verfüttert.

 

Doch sind Kauartikel wirklich die ideale Beschäftigung oder Belohnung für den geliebten Vierbeiner?

 

Geweihe, Jumboknochen & Markknochen

Viele Hundebesitzer kennen das Problem: Sie haben ihrem Hund mal wieder eine Kaustange oder getrocknete Rinderohren gekauft. Sie geben es ihrem Vierbeiner, um mal in Ruhe kochen zu können. Der Vierbeiner beschäftigt sich also mit dem neuen Geschenk und liegt zufrieden in seinem Körbchen. Endlich fängt das Wasser an zu kochen oder der Ofen ist vorgeheizt, da steht die eben noch so ruhige Nervensäge schon wieder neben einem und quietscht herum.

Sie sind ganz schockiert und fragen sich, ob ihr Hund die Kaustange so schnell verschlungen hat, oder ob er ihn für schlechte Zeiten versteckt hat. Sie machen sich also auf die Suche und finden - Nichts!

Also wird sich am nächsten Tag nocheinmal auf den Weg ins Futtergeschäft gemacht, um sich bestens beraten zu lassen. Sie kommen stolz und voller Hoffnung mit dem neu erstandenen Geweih, Jumboknochen oder Markknochen nach Hause und sind völlig begeistert, da der Kauartikel ewig, wenn nicht sogar Monate bis Jahre hält.

 

Einen perfekten Kauspaß zu finden, wünscht sich jeder Hundebesitzer, jedoch haben Geweihe und Co. nicht nur Vorteile, sondern auch erhebliche Nachteile. Geweihe bestehen anders als Hörner nicht aus Keratin sondern aus Knochensubstanz. Das Geweih hält ein Leben lang und ist enormen Kräften ausgesetzt, daher ist es extrem hart - leider oft härter als die Zähne des geliebten Hundes. Der Hund versucht mit aller Gewalt das Geweih zu zerbeißen, um es essen zu können. Auch wenn dabei der Zahn nicht direkt kaputt geht, können trotzdem Haarrisse entstehen, die mit der Zeit den Zahn zestören. Es können auch ungemerkt Platten abbrechen und der Besitzer merkt die Katastrophe erst Wochen später, wenn der Hund vor lauter Zahnschmerzen gänzlich alles Essbare verweigert und der Tierarzt besucht wird. Nicht selten muss dann unter Narkose operiert werden.

Mit Glück erinnern sich die Besitzer an das verfütterte Geweih und sehen die Verbindung oder der Tierarzt weist sie darauf hin. Wenn nicht, gibt es den Snack erneut, bis es dem Besitzer irgendwann auffällt und er geschockt die Verbindung sieht.

Auf jeden Fall war das bis dahin so hochgelobte Geweih ein sehr teurer Kauspaß auf Kosten des Hundes.

 

Jetzt werden ein paar Leser sagen, dass ihnen dies in 30 Jahren mit Hund noch nie passiert ist. Da kann man leider nur von Glück reden. Aber wer möchte das Glück auf Kosten seines Hundes herausfordern?!

Neben Geweihen gibt es noch Jumboknochen bzw. Schinkenknochen. Es sind meist riesige Beinknochen, an denen der Hund rumnagen soll. Beinknochen müssen ein großes Gewicht tragen und sind daher wie Geweihe extrem hart. Meist sind sie noch getrocknet oder erhitzt, was sie zusätzlich spröde macht. Barfer wissen meist, dass man tragende Knochen von großen Tieren nicht füttern sollte. Unwissende und einige risikofreudige Barfer geben sie aber trotzdem, da der Hund sie nicht fressen, sondern nur daran rumkauen soll. Wenn der Hund dann mal zu fest drauf beißt und der Zahn abbricht, ist das Geschrei groß. Nicht gebarfte Hunde bekommen zusätzlich oft schlimmen Durchfall von solchen Knochen.

Eine weitere Gefahr lauert, wenn der Hund es doch einmal schafft, Stücker des Knochens abzubeißen. Meist sind es lange, spitze Splitter, die runtergeschluckt werden, bevor der Besitzer sie wegnehmen kann. Im Worst Case kommt es dann zu Verletzungen von Speiseröhre und Magen-Darm-Trakt und der Hund landet in der Tierklinik.

Hat er zuviel der tragenden Knochen gefressen, kommt es vorallem bei mit Trockenfutter gefütterten Hunden zu Darmverschlüssen, die erst kurz vor knapp bemerkt werden, wenn der Hund drei Tage kein Kot abgesetzt hat. Leider können, vorausgesetzt der Hund hat überhaupt überlebt, trotzdem Teile des Darms irreversibel geschädigt sein.

 

Dann gibt es noch die allseits beliebten Beinscheiben und Markknochen. Viele werden die Bilder von Hunden, die einen Markknochen über den Kiefer gestülpt haben, kennen. Trotzdem zählen Markknochen und Beinscheiben in vielen Barfshops zu den Bestsellern. Der unwissende Hundebesitzer wird sich denken: Was für Hunde verkauft wird, kann doch nicht gefährlich sein! Leider wird es trotzdem verkauft, da die Geschäfte rein auf die Nachfrage achten. Andere wissen um die Gefahr und kaufen es trotzdem, da noch nie etwas passiert ist und der Hund es doch so gerne frisst.

Erst nachdem der eigene Hund einen Markknochen über den Kiefer gestülpt hat, zeigen viele Einsicht. Der Markknochen muss meist unter Narkose aufgesägt werden. Kauft man halbierte Markknochen macht es die Sache jedoch nicht wirklich ungefährlicher. Zwar kann dieser nicht mehr über den Kiefer gestülpt werden, jedoch besteht immer noch die Gefahr von Haarrissen in den Zähnen.

Markknochen und Beinscheiben können auch, wie Geweihe und Jumboknochen einfach verschluckt werden. Sie sind zwar nicht spitz, können aber im Ganzen einen Darmverschluss verursachen.

 Viele werden danach vielleicht versuchen, den Hund selbst zu retten und geben ihm Sauerkraut, weil sie dies irgendwo gehört oder gesehen haben. Jedoch verschlimmert das die Situation nur noch mehr.

Sauerkraut gibt man vorallem, weil es nicht verdaut wird und somit spitze Gegenstände, wie Splitter, umwickelt. Dadurch wird der Magen-Darm-Trakt nicht verletzt und der Splitter kommt unverdaut und eingehüllt in Sauerkraut wieder hinten raus.

 

Jetzt ist so eine Beinscheibe überhaupt nicht spitz. Die Gefahr besteht eher darin, dass der Knochen nicht richtig verdaut wird und daher zu einem Darmverschluss führt. Das Schlimmste, was man also machen kann, ist bei einem Knochen der verdaut werden muss, da er ansonsten den Darm verschließt, Sauerkraut zu füttern.

Bei einem gebarften oder großen Hund besteht noch die Wahrscheinlichkeit, dass es glimpflich ausgeht und nicht operiert werden muss. Bei kleinen oder mit Fertigfutter gefütterten Hunden, deren Magensäure lang nicht so aggressiv ist, sieht es schon schlechter aus. Auf jeden Fall empfiehlt es sich, nach einem Tag zu röntgen, um zu schauen, ob der Knochen irgendwo feststeckt.

 

Getrocknete Kauartikel

Weiß der Besitzer um die Gefahren von harten Knochen, füttert er wahrscheinlich getrocknete Rinderohren, Rinderkophaut, Sehnen oder Pansen.

Positiv: Die Zähne werden nicht in Mitleidenschaft gezogen sondern bestenfalls sogar gereinigt. Bei gierigen Hunden sollte man trotzdem Acht geben, denn nicht selten versuchen sie, den Kauartikel im Ganzen zu schlucken, wodurch er im Hals stecken bleibt, was manchem Besitzer schon einen riesen Schreck eingejagt hat. Deshalb sollte man Kauartikel immer unter Aufsicht geben.

 

Da der Hund die getrocknete Rinderkopfhaut in Null komma nichts gegessen hat, gibt es natürlich ein besonders großes Stück, um den Vierbeiner länger zu beschäftigen. Auch wenn die Kauartikel nicht direkt schädlich sind, so können sie den Vierbeiner indirekt schädigen.

Getrocknete Kauartikel sind im frischen Zustand 3-4 Mal schwerer. 100g Pansen entsprechen also circa 300g - 400g frischem Pansen. Die Energiedichte ist durch den Wasserentzug also 3-4 Mal höher. Daher führt die tägliche Gabe solcher Artikel nicht selten zu Übergewicht.

 

Zusätzlich enthalten getrocknete Kauartikel kaum Fett, da Fett nach längerer Zeit natürlich ranzig wird. Dafür enthalten sie umso mehr Protein. Diese Proteinmenge wird oft unterschätzt, doch kann es so zu einer Überversorgung mit Protein kommen.

 

Empfohlene Höchstmenge für Rohprotein für einen Mittelgroßen Hund = 5g/kg KM

(Zentek, J., Ernährung des Hundes, 8. Aufl., S. 75)

 

Woche: 5g/kg x 30kg x 7 = 1050g Protein

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Rechnung Barf:

 

Mintu (30kg):

 

1970g Fleisch

130g Fett

 

170g Leber

170g Herz

120g Niere

60g Milz

 

500g RFK

 

650g Pansen

 

160g Reis, roh

 

700g Gemüse

250g Obst

 

Nüsse, Öl, Seealgenmehl und co.

 

= 720g Protein

Rechung Trockenfutter:

 

Alfie (30kg):

 

350g Trockenfutter Belcando adult dinner

 

0,23 x 350 x 7 = 565g Protein

 

Oder

 

330g Trockenfutter Orijen

 

0,38 x 330 x 7 = 877g Protein

 


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Zusätzlich 50g Rinderkopfhaut pro tag -> 350g Rinderkopfhaut pro Woche

 

100g Rinderkopfhaut enthalten 92,6g Protein

 

350g x 0,926 = 324g Protein

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Barf + Rinderkopfhaut

 

720g + 324g = 1044g Protein

Belcando

 

565g + 324g = 889g Protein

 

Orijen

 

877g + 324g = 1201g Protein


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Hier sieht man, dass schon 50g Rinderkopfhaut pro Tag zu einer Überversorgung führen können. Zusätzlich zur Überversorgung mit Proteinen wird natürlich auch der Energiebedarf überstiegen. Meist werden noch andere Leckereien oder mehr Kauartikel gefüttert, sodass man immer im Hinterkopf behalten sollte, dass getrocknete Kauartikel nicht in Übermaßen gefüttert werden sollten.

 

Eine Alternative - Der Kong

Neben wenigen Fällen, in denen der Hund sogar das feste Gummi des Kongs durchbeißen und verschlucken konnte, hat er eigentlich keine Nachteile. Trotzdem sollte man seinen Hund auch hierbei nicht unbeobachtet lassen.

 

In den Kong kann man vielerlei Sachen machen. Der Kreativität sind eigentlich keine Grenzen gesetzt. Im Sommer kann man darin Joghurt, Frischkäse oder einfach einen gesunden Gemüse-Obst-Smoothie einfrieren. Auch Knochenbrühe ist super und auch mäklige Hunde lieben sie.

Auch ganze Möhren, Zucchini- oder Apfelstücke lassen sich in den Kong stecken und bieten auch den pummeligen Hunden eine schöne und gesunde Beschäftigung. Es können Fleischstücke, Käsestücke und vieles mehr hinein gegeben werden.

 

Tolle Rezeptideen gibt es *hier*

 Falls ihr noch tolle Kongrezepte oder Geschichten über Kauknochen und Co. habt, kommentiert doch einfach :)

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